Dramatische Großübung der Rettungskräfte des Rotkreuz Kreisverbandes Traunstein am Wochenende
Gespielte Naturkatastrophe fordert die Notfall- und Rettungssanitäter heraus
Was am vergangenen Samstag für die Bürger Traunsteins mit einem herrlichen Sonnenaufgang begann, bescherte den im Morgengrauen zu einer Großübung angetretenen Notfall- und Rettungssanitätern des Bayerischen Roten Kreuzes vom Kreisverband Traunstein, Unterstützungskräften der Malteser sowie einer Abordnung der Traunsteiner Feuerwehr einen fordernden und komplexen Arbeitsvormittag. Die den Übenden dargestellte Lage war ein schweres Unwetter mit Orkanböen, die eine an der Schule in Sparz feiernde Gruppe von Schülern kalt erwischt hatte. Folge des Wutanfalls der Natur waren zahlreich leicht bis schwer verletzte Jugendliche, die von Gegenständen getroffen wurden oder sich auf der panischen Flucht vor dem Sturm verletzten. Von Abschürfungen bis Bewusstlosigkeit durch einen Blitzschlag, über Knochenbrüche bis hin zur Bewusstlosigkeit war alles dabei. Für ein ausgesprochen realistisches Verletztenbild der „ausgelegten“ Opfermimen hatte die Notfalldarstellung des Roten Kreuzes gesorgt. Das Szenario war gespenstisch und die Hobbydarsteller sorgten mit ihren Schreien ob ihrer vermeintlichen Verletzungen oder Panikreaktionen etc. für eine wirklich mulmige Stimmung am Ort des Geschehens.
Zu bewältigende Probleme von Anfang an
Gleich zu Beginn des Einsatzes waren die ersten Eintreffenden mit einem auf der Zufahrt nach Sparz liegenden Baum konfrontiert. Darunter lag ein im Wald arbeitender Landwirt, der vom Sturm mitsamt seiner gefällten Bäume auf die Straße geworfen wurde. Sein Bauch war dabei von einem Ast durchbohrt worden. Neben ihm lag die unter Schock aufgeregt in Panik agierende Tochter, die versuchte, den Ast aus dem Körper des Vaters zu ziehen. Ein Rettungssanitäter konnte das gerade noch durch beherztes Eingreifen verhindern. Die Traunsteiner Feuerwehr musste unterstützen, um den Weg rasch für die nachrückenden Rettungsfahrzeuge freizuschneiden. Das aber erwies sich als kompliziert. Die übereinander liegenden Bäume waren unter gefährlicher Spannung und der durchbohrte Verletzte musste mit größter Vorsicht aus seiner Lage befreit werden. Gleich zwei Notärzte überwachten die Arbeiten. Denn mit der Verletzung etwa der Bauschlagader und lebenswichtiger Organe war zu rechnen. Deshalb konnte der den Körper durchdringende Gegenstand keinesfalls vor Ort entfernt werden.
Auf Umwegen zum Einsatzort
Die große Anzahl an ausgerückten Rettungskräften musste also einen Umweg über den Waldkindergarten nahe der Schule in Kauf nehmen. Vor Ort waren Sie mit einem ordentlichen Durcheinander und weit über die Sportanlage der Schule verteilten Verletzten konfrontiert. Die Einsatzleitung hatte alle Hände voll zu tun, um die Retter auf die Opfer zu verteilen. Zusätzlich waren in den umliegenden Krankenhäusern freie Plätze in den Notaufnahmen zu finden. Simuliert kam auch der Rettungshubschrauber Christoph zum Einsatz.
Die Versorgung der Verletzten richtete sich nach Behandlungsdringlichkeit, die vorab per Sichtung durchzuführen war. In der Fachsprache spricht man von Triage. Denn in der Tat sind nicht immer die am lautesten um Hilfe rufenden, sondern eher die regungslos am Boden liegenden oder nur noch leise stöhnenden Unfallopfer zu versorgen.
Im Ernstfall ist das für Ärzte sowie Notfall- und Rettungssanitäter nicht nur eine emotional äußerst belastende Aufgabe. Unter Stress im Schnellverfahren leicht Verletzte von solchen in Lebensgefahr oder gar ohne Überlebenschance zu selektieren, verlangt vor allem nach hoher medizinischer Fachkompetenz. Denn helfen wollen die Retter am liebsten ja allen sofort. Schließlich ist das ihre Berufung. Die anfängliche sogenannte Chaosphase wurde aber einigermaßen zügig gemeistert und es konnte an die geordnete Erstversorgung sowie den Abtransport in die Krankenhäuser gehen.